Nettostromerzeugung in Deutschland im Jahr 2023

In diesem Bericht werden die Daten zur deutschen Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung dargestellt.
Erneuerbare Energien: Solar und Wind
Photovoltaikanlagen haben im Jahr 2023 ca. 59,9 TWh Strom erzeugt. Davon wurden ca. 53,5 TWh in das öffentliche Netz eingespeist und 6,4 TWh selbst verbraucht. Die gesamte Produktion hat sich gegenüber dem Vorjahr um ca. 1 TWh bzw. 1,4% erhöht. Die installierte PV-Leistung lag Ende November bei 80,7 GW. Der Zubau im Jahr 2023 betrug bis November ca. 13,2 GW. Die maximale ins Netz eingespeiste Solarleistung betrug ca. 40,1 GW am 07.07.2023 um 13:15 Uhr. Der maximale Anteil der Solarenergie an der gesamten Stromerzeugung lag zu diesem Zeitpunkt bei 68% und der maximale Anteil an der gesamten Tagesenergie aller Stromquellen bei 36,8%.
Windkraftwerke produzierten im Jahr 2023 ca. 139,8 TWh und lagen ca. 14,1% über der Produktion im Jahr 2022. Die Windenergie war wieder die stärkste Energiequelle des Jahres, gefolgt von Braunkohle, Solar, Erdgas, Biomasse, Steinkohle, Wasserkraft und Kernenergie. Die maximal erzeugte Windleistung betrug ca. 53 GW am 21.12.2023 um 11:00 Uhr. Der Anteil von Wind onshore betrug ca. 115,3 TWh und Wind offshore erzeugte ca. 23,5 TWh. Ende November 2023 lag die installierte Leistung von Wind onshore bei 60,5 GW und von Wind offshore bei 8,4 GW.
Erneuerbare Energien: Wasserkraft und Biomasse
Die Wasserkraft produzierte ca. 19,5 TWh gegenüber 16,3 TWh in 2022. Die installierte Leistung liegt bei ca. 4,94 GW. Sie hat sich gegenüber den Vorjahren kaum verändert.
Aus Biomasse wurden ca. 42,3 TWh produziert. Die Produktion ist damit um 1,3 TWh niedriger als 2022. Die installierte Leistung liegt bei 9 GW.
In Summe produzierten die Erneuerbaren Energiequellen Solar, Wind, Wasser und Biomasse im Jahr 2023 ca. 260 TWh. Sie liegen damit 7,2% über dem Niveau des Vorjahres mit 242 TWh. Der Anteil der in Deutschland in das öffentliche Stromnetz eingespeisten erneuerbaren Energien an der Last, d.h. dem Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, lag bei 56,9% gegenüber 50,2% in 2022.
Die gesamte Nettostromerzeugung beinhaltet neben der öffentlichen Nettostromerzeugung auch den solaren Selbstverbrauch und die Eigenerzeugung von Industrie- und Gewerbebetrieben. Diese erfolgt hauptsächlich mit Gas.
Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der gesamten Nettostromerzeugung einschließlich der Kraftwerke der „Betriebe im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“ liegt bei ca. 54,9% gegenüber 45,5% in 2022.
Nicht erneuerbare Erzeugung
Die Kernkraftwerken haben im Streckbetrieb bis zu ihrer Abschaltung am 15.04.2023 noch 6,7 TWh Strom erzeugt.
Braunkohlekraftwerke produzierten 77,5 TWh netto für den öffentlichen Stromverbrauch und 3,7 TWh für den industriellen Eigenverbrauch. Das sind 26,8 TWh weniger als 2022. Die Bruttostromerzeugung fiel auf das Niveau von 1963.
Die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken für den öffentlichen Stromverbrauch betrug 36,1 TWh und 0,7 TWh für den industriellen Eigenverbrauch. Sie war um 21,4 TWh niedriger als 2022. Die Bruttostromerzeugung fiel auf das Niveau von 1955.
Gaskraftwerke haben 45,8 TWh netto für die öffentliche Stromversorgung und 29,6 für den industriellen Eigenverbrauch produziert. Sie lagen damit 1,1 TWh unter dem Niveau des Vorjahres.
Braun- und Steinkohlekraftwerke erzeugten 2022 aufgrund des Ausfalls vieler französischer Kernkraftwerke und hoher Gaspreise mehr Strom als üblich. 2023 hat sich die Lage am Strommarkt wieder entspannt, was zu einer starken Reduktion der Kohlestromerzeugung führte.
Exportüberschuss
Im Jahr 2023 hatte Deutschland beim Stromhandel (geplant bzw. terminiert) im Saldo einen Importüberschuss von ca. 11,7 TWh. Grund für die Importe waren insbesondere niedrige Strompreise der Nachbarländer im Sommer. Der Großteil der Importe kam von Dänemark (10,7 TWh), Norwegen (4,6 TWh) und Schweden (2,9 TWh). Deutschland exportierte Strom nach Österreich (5,8 TWh) und Luxemburg (3,6 TWh).
2022 wurde aufgrund hoher Börsenstrompreise noch viel Strom für den Export produziert, was zu einem Exportüberschuss von 27 TWh führte.
Die physikalischen Stromflüsse zeigen einen Importüberschuss von 8,6 TWh gegenüber 27,5 TWh Exportüberschuss in 2022. Die physikalischen Stromflüsse liefern keine Auskunft darüber, ob der Strom tatsächlich im Land verbraucht wurde, oder ob er als Transitstrom an Nachbarländer weitergeleitet wurde. Deshalb macht hier eine Betrachtung für die einzelnen Länder wenig Sinn.
Last, Börsenstrompreise und Marktwert
Die Last im Stromnetz betrug 457 TWh. Das sind ca. 26 TWh weniger als 2022. Aufgrund der hohen Strompreise und der höheren Temperaturen wurde wohl deutlich Strom eingespart. Hinzu kommt der gestiegene Selbstverbrauch von Solarstrom, der ebenfalls die Last senkt.
Die Last beinhaltet den Stromverbrauch und die Netzverluste, aber nicht den Pumpstromverbrauch, den Eigenverbrauch der konventionellen Kraftwerke und den Eigenverbrauch bei Solaranlagen.
Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead Börsenstrompreis lag bei 92,29 €/MWh bzw. 9,23 Cent/kWh. Das ist deutlich weniger als 2022 (230,57 €/MWh) und liegt fast genau auf dem Niveau von 2021(93,36 €/MWh).
Der durchschnittliche volumengewichtete Intraday Stundenpreis betrug 97,92 €/MWh bzw. 9,79 Cent/kWh. 2022 waren es 232,55 €/MWh und 2021 99,90 €/MWh.
Aufgrund der Corona-Pandemie sollte das Jahr 2020 nicht für Preisvergleiche genutzt werden.
Anhang und Erläuterungen
Version History
Die erste Version der Jahresauswertung 2023 vom 01.01.2024 berücksichtigt alle Stromerzeugungsdaten der Leipziger Strombörse EEX bis einschließlich 31.12.2023. Über die verfügbaren Monatsdaten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zur Elektrizitätserzeugung bis einschließlich September 2023 und die Monatsdaten zur Ein- und Ausfuhr von Elektrizität bis einschließlich Oktober 2023 wurden die Viertelstundenwerte von EEX und Entsoe energetisch korrigiert. Für die restlichen Monate wurden die Korrekturfaktoren auf Basis von zurückliegenden Jahresdaten abgeschätzt. Die hochgerechneten Werte unterliegen größeren Toleranzen.
Unterschied zwischen Brutto- und Nettoerzeugung
In diesem Bericht werden die Daten zur deutschen Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung dargestellt. Bei der Verwendung von Nettogrößen wird der Eigenverbrauch eines Kraftwerks direkt aus der Bruttostromerzeugung des Kraftwerks versorgt. Die Differenz zwischen Bruttostromerzeugung und Eigenverbrauch ist die Nettostromerzeugung, die in das Netz eingespeist wird. Nach dieser Konvention wird z.B. eine Kohlemühle im Braunkohlekraftwerk direkt aus der Stromerzeugung des Kraftwerks versorgt und damit ausschließlich mit Braunkohlestrom betrieben.
Die komplette Stromwirtschaft rechnet mit Nettogrößen, z.B. für den Stromhandel, die Netzberechnung, Netzauslastung, Kraftwerkseinsatzplanung usw.
An der deutschen Strombörse EEX wird ausschließlich die Nettostromerzeugung gehandelt, die Übertragungsnetzbetreiber rechnen mit Nettoströmen, Entsoe gibt ausschließlich Nettogrößen an und bei den grenzüberschreitenden Stromflüssen werden auch nur Nettozahlen gemessen.
Die öffentliche Nettostromerzeugung repräsentiert den Strommix, der tatsächlich zu Hause aus der Steckdose kommt und der im Haushalt verbraucht wird bzw. mit dem auch Elektrofahrzeuge öffentlich geladen werden. Der Stromzähler im Haus misst den Nettostrom, der verbraucht oder eingespeist wird.
Die Bruttostromerzeugung beinhaltet auch den Eigenverbrauch der Kraftwerke, der direkt im Kraftwerk verbraucht wird und physikalisch gar nicht in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Auf der Verbrauchsseite wird der Eigenverbrauch der Kraftwerke dem Bruttostrom- verbrauch zugerechnet, damit die Bilanz wieder stimmt. Nach dieser Konvention wird z.B. eine Kohlemühle im Braunkohlekraftwerk mit dem Bruttostrommix und damit mit ca. 45% erneuerbaren Energien betrieben.
Außerdem ist in der Bruttostromerzeugung auch die Eigenstromerzeugung der Industrie, den sogenannten „Betrieben im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“ enthalten. Diese Eigenerzeugung wird direkt in den Betrieben verbraucht und auch nicht in das öffentliche Netz eingespeist. Bruttozahlen werden nur zu statistischen Zwecken erhoben, finden aber in der täglichen Stromwirtschaft keine Anwendung.
Die Daten zur öffentlichen Nettostromerzeugung und zur gesamten Bruttostromerzeugung unterscheiden sich deutlich. Dadurch ergeben sich auch deutlich unterschiedliche Anteile der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bzw. am Stromverbrauch.
Folien zur Jahresauswertung 2023 finden sie auch in unserem Download Bereich: Downloads.
Link zur Presseinformation vom 02.01.2024: https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2024/oeffentliche-stromerzeugung-2023-erneuerbare-energien-decken-erstmals-grossteil-des-stromverbrauchs.html
1 TWh = 1 Terawattstunde = 1000 Gigawattstunden (GWh) = 1 Million Megawattstunden (MWh) = 1 Milliarde Kilowattstunden (kWh)
Die nächsten Energy-Charts Talks Termine
Montag, 05.05.2025
Montag, 02.06.2025
Montag, 07.07.2025
Live um 17 Uhr (MEZ), über Teams
https://s.fhg.de/energy-charts-talksAufzeichnungenFolgen Sie uns
X
@energy_charts_dBluesky
@energy-charts.bsky.socialMastodon
@energy_charts_dThreads
@energy_charts